Das tut man nicht.

Diesen Beitrag möchte ich nicht bebildern.

#576 Es ist verständlich, wenn einem Menschen mal die Geduld reißt. Mal im Beruf, mal im Privaten: Irgendwann ist es zuviel, man muss sich Luft machen. Ein Fenster aufmachen und kühle Luft atmen (was jahreszeitbedingt allmählich wieder möglich ist). Oder einen Telefonhörer hinknallen, dass es nur so eine Freude ist (das geht allerdings bei diesen Telefonen unserer Zeit nicht mehr, weshalb die Anschaffung eines „W48“ zu überlegen wäre).

Wenn man mit niemals lebenden Dingen zu tun hat, etwa Schrauben oder Schriftlichem oder so, dann kann man seine Ungeduld auch mal an den Objekten selbst ausleben; in vernünftigem Rahmen. Was aber gar nicht akzeptabel ist, ist, wenn einer mit Menschen zu tun hat, die ihm quasi ausgeliefert sind, und an ihnen sein Mütchen kühlt.

Es ist nicht hinnehmbar, wenn einer Menschen demütigt, und wenn er dies aus einer Laune heraus tut, noch viel weniger.

Freilich, auch in NRW sitzen in der Aufnahmeeinrichtung Menschen, die vor Armut hierher geflohen sind. Das Kindergeld ist bei uns höher als das Gehalt eines Lehrers in Rumänien. Wer will es dem einzelnen übelnehmen, dass er vor seiner Armut flieht?

Darüber ist bei uns nicht jeder begeistert und das erlaubt Diskussionen, aber kein unanständiges Benehmen.

Schon gar nicht, wenn man einen vor sich hat, der aus seinem Land geflohen ist, weil Leib und Leben bedroht waren. Bedroht deswegen, weil er existiert. Der macht sich auf den Weg, der durchsteht vielleicht gefährliche Situationen, der langt hierzulande an, kann die Sprache nicht, ist fern von allem und allen, ist verunsichert und gerät dann solchen „Wachleuten“ in die Hände, wie es Menschen in NRW passiert ist. Das ist nicht hinnehmbar, hier muss nicht nur gehandelt werden, sondern hier muss auch sichergestellt werden, dass derlei nicht mehr passieren kann.

Die Männer, die das getan haben, sind charakterlich nicht geeignet, mit Menschen zu arbeiten. Wir müssen die Tatsache nicht mögen, dass viele zu uns kommen, Asylberechtigte und andere. Aber wir müssen sie mit Anstand behandeln, wir müssen abends noch in den Spiegel sehen können. Ihretwegen und unsretwegen.

Nebenbei ist dieses Ereignis auch ein Lehrstück dafür, das man hoheitliches Handeln nicht an private Firmen vergeben soll, vergeben kann, vergeben darf. Es ist besser, wenn der Staat sich nicht zu sehr aus solchen Pflichten heraushält. Staatliche Angestellte, also: Beamte, hätten derlei nicht gemacht; davon bin ich überzeugt.

Freilich: Es ist doch wohl ein Einzelfall, und der erlaubt keine Rückschlüsse aufs Ganze. Aber dass solch ein Einzelfall überhaupt vorkommt, ist nicht gut.