Freiheit, Angst und Selbstbewußtsein

von André Freud:

 

Wir sind freie Menschen. Frei zu sein bedeutet, daß wir unsere Gedanken selbst und frei entwickeln dürfen und uns niemand daran hindern darf, zu sagen, was wir denken, es zu schreiben, zu veröffentlichen. Diese Freiheit richtet sich gegen alles, was Obrigkeit ist oder zu sein versucht – was zwangsläufig so ist, denn nur die Obrigkeit hat die Möglichkeiten und womöglich ein Motiv, dem einzelnen die Freiheit zu nehmen.

Niemand bei uns muß sich vor der Regierung, vor der Kirche oder wem auch immer beugen. Als freie Bürger bücken wir uns nicht vor den Repräsentanten des Staates oder anderer Institutionen, sondern stehen von gleich zu gleich vor ihnen.

Diese Freiheit des Bürgers rührt daher, daß er kritisieren darf. Alles. Und mit allen Mitteln. Die sehr weit gefaßten Grenzen des Strafrechts bleiben in dieser Betrachtung außen vor; sie sind selbstverständlich einzuhalten.

Ohne diese Möglichkeit zur Kritik wären wir niemals dort angekommen, wo wir heute sind: In der Freiheit, der Demokratie, dem Rechtsstaat, der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Gerade wir Deutsche haben Umwege auf dem Weg hierher genommen, und wir haben es nicht von alleine geschafft. Das gehört zur deutschen Geschichte dazu. Aber es war wohl der größte Glücksfall der deutschen Geschichte, daß nach den Verbrechen des Nationalsozialismus insbesondere die USA sich enorm verdient gemacht haben um den Aufbau eines freiheitlichen Staatswesens auf deutschem Boden.

Freiheit, so scheint es, schätzen viele nicht sehr hoch. Sie wird in nur wenigen politischen Reden hierzulande erwähnt. Das liegt daran, daß man sich sehr schnell an sie gewöhnt. Sie fällt einem eben um so mehr auf, wenn sie abwesend ist, als wenn sie anwesend ist. Daraus aber möge niemand schließen, daß sie deswegen nicht nötig sei – für Luft etwa gilt nämlich dasselbe, und die dürfte man kaum für unnötig erachten.

Freiheit ist auch das Recht, dem anderen etwas zu sagen, was der nicht hören will. Und vor allem ist Freiheit das Recht, sich über die Obrigkeit lustig zu machen. Das gilt auch, wenn es gegen eine religiöse Instanz geht.

Damit man mich recht versteht: ich will hier kein Niveau verteidigen, weder ein hohes noch ein niedriges. Denn es geht hier nicht um die Frage, ob eine Kritik gut oder schlecht vorgetragen wird. Worum es geht, ist, daß es Bestrebungen gibt, Kritik absolut zu verbieten. So darf ein Religionsgründer nicht kritisiert werden. Jeder kritisiert Jesus Christus, wann immer ihm danach zumute ist. Jeder kritisiert Abraham und Moses, so sehr er nur Lust dazu hat. Das ist in Ordnung so. Schon alleine deswegen, weil uns sonst ein grandioses Meisterwerk von Monty Python nie bekannt geworden wäre.

Und der Staat hat solche Kritik gefälligst nicht zu unterbinden. Er hat das Recht zu dieser Kritik vor denen zu schützen, die es angreifen wollen. Um es völlig klar zu sagen: Jeder von uns hat das Recht, Mohammed zu kritisieren. Und da gibt es auch reichlich Anlaß. Wenn über Karl den Großen gelästert wird, weil der als 28jähriger Mann eine 14jährige Hildegard ehelichte, dann wird man doch wohl auch über Mohammed reden dürfen, der die sechsjährige Aischa heiratete, so steht es in den kanonischen Hadtihsammlungen. Wenn im Koran immer wieder und immer wieder gefordert wird, Christen und Juden zu töten, dann dürfen wir das kritisieren. Das religiöse Gebot, den Religionsstifter nicht zu kritisieren, gilt innerhalb der Religion – nicht aber innerhalb des Staates. Denn zu einer Religion steht der Mensch freiwillig; beim Staat hat er insofern keine (einfache) freie Wahl. Auch deswegen dürften wir freie Kritik äußern. Wir dürfen auch die Sachen kritisieren, die wohl die Mehrzahl der Menschen gut finden – beispielsweise darf jeder das christliche Gebot der Nächstenliebe verspotten. Und warum dürfen wir all das?

Weil Freiheit nicht teilbar ist. Weil wir bei uns einen Grundgedanken von Fairness haben, der da lautet: wir sind alle gleichrangig, und niemand steht über uns. Und eben deswegen darf jeder die Bundesregierung kritisieren, „GZSZ“ kritisieren, und jeder darf die BILD kritisieren, und das Berliner Ensemble, und die CSU, und den Berliner Flughafen, und den Papst, und die Erdrotationsgeschwindigkeit, und den Koran samt Mohammed. Eine ganz einfache Sache.

Werden dabei auch mal Gefühle verletzt? Ja, sicher. Na und? Zum einen wußte schon Konrad Adenauer, daß Gefühle kein politisches Kriterium sind. Zum anderen: ja, mei, das muß man eben aushalten. Meine Gefühle werden auch öfter mal verletzt, wenn etwa der Bundesaußenminister Westerwelle beim aktuellen Aufruhr wegen eines Youtube-Films sich gar nicht so sehr darüber zu ärgern scheint, daß deutsche Botschaften be- und gestürmt werden, sondern dieser Film gemacht worden ist. Letzteres aber geht den Guido Westerwelle nichts an. Auch Hillary Clinton ist nicht oberste Filmbeschauerin der USA, sondern deren Außenministerin, und deswegen verstehe ich nicht, warum sie nicht sagt: „Bei uns darf jeder alles kritisieren. Wenn euch das nicht paßt, dürft ihr uns das gerne sagen. Was ihr aber nicht dürft, ist, unsere Botschafter zu töten.“ Das aber sagt sie eben nicht – nicht so. Lang und breit erklärt sie, warum sie diesen Film schlecht und verabscheuungswürdig und wasweißich findet. Das mag ihre Privatmeinung sein, aber als amerikanische Ministerin hat sie die amerikanische Verfassung zu verteidigen. Und eben so hat Guido Westerwelle das Grundgesetz zu verteidigen. Und da hat er gefälligst jedem, der uns an der Ausübung unserer Freiheit hindern will, ein klares „Halt!“ entgegenzurufen.

Es ist Aufgabe unserer Politiker, für unsere Rechte einzustehen. Sie haben, so sie denn Minister oder Kanzler sind, einen Eid auf das Grundgesetz geschworen, und das schreibt die Meinungsfreiheit als Grundrecht fest. Es ist egal, ob jemand Mohammed-Karikaturen aufklärend findet oder böse, es ist egal, ob jemand ein Titanic-Titelblatt über den Papst als Provokation erlebt oder nicht: das alles muß man in einer freien Gesellschaft aushalten.

Um wieder richtig verstanden zu werden: ich finde auch manches geschmacklos. Und nicht jede Kritik hat einen aufklärerischen Impuls; manche will einfach nur niedermachen. Aber auch das müssen wir aushalten – weil sonst der Damm gebrochen ist und die Freiheit verrinnen wird. Denn: Wenn einmal eine Grenze der politischen Art gezogen wird, dann gibt es kein Halten mehr. Erst wird Kritik an Mohammed verboten – und morgen kommt der Kopf runter, wenn man seinen Namen ohne die Worte „Gott segne ihm und schenke ihm Heil“ ausspricht. Dagegen wehren wir uns, mit aller Deutlichkeit und Klarheit.

Die Erstürmung der deutschen Botschaft im Sudan ist ein klassischer Kriegsgrund. Nun rufe ich gewiß nicht zum Krieg gegen den Sudan auf – aber es ist die Frage zu stellen: Warum war das ein Kriegsgrund? Weil dabei elementare Rechte verletzt wurden. Die Souveränität unseres Staates wurde verletzt. Und was tun manche Politiker? Sie sagen, daß sie den Mohammed-Film schlecht und provozierend fanden. Na und? Das dürfen wir! Kritik darf schlecht und provozierend sein, sie muß keinen besonderen Ansprüchen genügen, und vor allem braucht sie nicht die Billigung derer, gegen die sie sich richtet.

Menschen müssen es aushalten, in ihren Überzeugungen, für ihre Überzeugungen kritisiert zu werden. Auch, wenn sie auf billige, provozierende Art kritisiert werden. Auch wenn der Kritiker Werte mißachtet. Diese Freiheit ist der Kern des Abendlands, des Westens, der freien Staaten. Diese Worte bilden den Kern von Kennedys Satz „Ich bin ein Berliner“.

Religionen stehen nicht über den Dingen. Nichts ist sakrosankt. Das ist manchmal nicht schön. Aber das müssen wir aushalten – nicht mürrisch, sondern es positiv bejahend. Oder, wie Voltaire es sagte:

„Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie äußern dürfen“

 

Bild: Freud

2 Kommentare

  1. Frank sagt:

    „Katholische Kinder“, „christlich-jüdische Werte“ und das „goldene Zeitalter des Islam“

    Es fällt uns ja oftmals gar nicht auf, wie sehr Religionen Identitäten bestimmen. Selbst für vergleichsweise säkulare Gesellschaften wie die Deutschlands und Nordeuropas spielen diese Identitätsfragen noch immer eine große Rolle. Religionen gelten neben Sprache, Kultur und Hautfarbe/“Rasse“ in Gesellschaftswissenschaften als eine von mehreren historisch bedeutenden Identifikationsfaktoren von Nationalitäten und Ethnien.

    Wer die Memtheorie zur Basis nimmt, versteht auch schnell, warum: Religionen wollen ihre kulturellen Meme verbreiten, ihre Anhängerschaft vergrößern. Doch da dies anders als bei wissenschaftlich bewiesenen Theorien nicht über Argumentation und Beweise geschehen kann, geschieht dies durch anderweitige, unfaire Strategien. Eine davon ist die religiöse Identitätsbildung.

    Religionen und damit deren Gläubige trennen sich jeweils stark voneinander ab, nicht nur durch unüberbrückbare ideologische/theologische Differenzen, sondern auch durch Rituale und ein soziales Umfeld. Je fundamentalistischer die Religion, desto stärker versucht sie auch, die Identität des Einzelnen zu vereinnahmen, also auch deren soziales Umfeld. Man versucht, Heiraten nur unter sich zu gestalten, nur mit Gläubigen Freundschaften zu schließen, auf Schulen einer bestimmten Konfession zu gehen, etc. Die stärksten Ausformungen dieser Grundstrategie schreibt man für gewöhnlich Sekten zu, doch sind diese Grundmechanismen bei jeder Religion gleich: das Leben des Einzelnen möglichst stark an eine religiöse Identität zu binden. Das Resultat ist ein emotionales, irrationales Klammern an diese Identität und die Gruppe, die wiederum dafür sorgt, dass Kritik daran sehr persönlich aufgefasst wird. Wer also den Propheten beleidigt, beleidigt auch mich, überhaupt alle Muslime. Und wer die frühkindliche Verstümmelung des Penis‘ („Beschneidung“) hinterfragt, hat wiederum nur etwas gegen Juden/Muslime. Eine ähnlich irrationale Argumentation wie die in der Beschneidungsdebatte, gibt es meist nur, wenn es um Religion und Identität geht. Wer aber bedenkt, wie künstlich und mühsam aufgebaut diese Identitätsbildung doch eigentlich ist, muss sich fragen: Brauchen wir das überhaupt?

    Letzten Endes muss man auch erkennen, dass religiöse Identität traditionell ein besonders erbitterter Grund für Konflikte gewesen ist. So gut wie jeder Genozid und jede ethnische Säuberung der Geschichte wurden an Menschen einer anderen Religionsgruppe vorgenommen, die besonders aggressiven Konflikte der Gegenwart sehen ihre Konfliktfront vor allem in der Religion. Wer nur einmal einen Weltatlas der Religionen aufschlägt und die lokalen Konfessionsgrenzen mit der Häufigkeit von ethnischen Konflikten abgleicht, sieht eine erstaunlich hohe Korrelation, die es so niemals in Sprache, Hautfarbe oder Kultur gegeben hätte. Ein gutes Beispiel ist der Balkan: traditionell ein Pulverfass und gleichzeitig Schauplatz vieler Konfessionsgrenzen. Während Kroatien sich in seiner staatlichen Identität als katholisch, Serbien als orthodox und Bosnien als muslimisch definiert hat, gab es vor allem dort viele Konflikte. Ein anderer Schauplatz ist der nahe Osten, der ebenfalls stark unter religiöser Identifikation litt und leidet. Bürgerkriege anhand religiöser Linien im Libanon und Syrien und Genozide an christlichen Armeniern und Assyrern sowie Vertreibung von Griechen sprechen ebenfalls für sich. Die religiöse Identifikation ist also nicht nur historisch üblich, sondern auch potentiell sehr gefährlich. In Staaten, in denen die religiöse Identifikation dagegen sehr niedrig ist und kaum jemand sich noch als Protestant oder Katholik definiert und Ehen zwischen Konfessionen Normalität ist, gibt es kaum Konflikte. Vor 380 Jahren starben Europäer im Glauben, für die wahre Religion und für seine jeweilige Seite zu kämpfen, heute jedoch hat der Glaube des anderen kaum noch eine Bedeutung. Bis jetzt.

    Mit dem Auftreten von andersartigen Religionen durch Gastarbeiter und Migranten verändert sich diese Dynamik. Viele Einwanderer wollen sich von der Mehrheitsgesellschaft abgrenzen und finden diesen Identifikationsfaktor in der Religion. Genauso wollen viele Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft sich ihrerseits von den „Fremden“ abgrenzen, und dies passiert ebenfalls anhand des Merkmals der fremd erscheinenden Religion. Man hat es geschafft, jede Debatte um Integration letztlich um die Frage des Islams kreisen zu lassen, die Akzeptanz von augenscheinlich „Fremden“ scheint für viele gleichbedeutend mit der Akzeptanz oder zumindest Toleranz des Islam zu sein. Beide Entwicklungen sind besorgniserregend, denn beide führen zu einer stärkeren Identifikation von Gläubigen mit der Religion, besonders der muslimischen Minderheit, und den damit verbundenen Konflikten und Differenzen innerhalb der Gesellschaft.

    Und doch ist die europäische Gesellschaft noch nicht säkular genug, um diesem Trend wirkungsvoll entgegenzusteuern. Noch immer gibt es eine starke „Verbandelung“ von Kirche und Staat und populistische Politiker beschwören ein „christliches Abendland“ bzw. „christlich-jüdische Werte“, die ohne Frage nie klar definiert worden sind. Genauso sehr werden alle Menschen aus mehrheitlich muslimischen Ländern in einen Begriff der „islamischen Kultur“ oder der „muslimischen Welt“ gesteckt, obwohl dies nicht das Hauptidentifikationsmerkmal dieser Gesellschaften ist. Schlimmer noch: man wirft Islam und Muslime so dermaßen zusammen, dass das goldene arabische Zeitalter der Wissenschaften (etwa 1000 u.Z. bis 1400 u.Z.) oftmals das „goldene Zeitalter des Islam“ genannt wird. Und das, obwohl islamische Kleriker diesem erwiesenermaßen eher geschadet haben und bei weitem nicht alle Gelehrten jener Zeit Muslime waren.

    Eine ähnliche „Reklamierung“ ist im Gange, wenn die von den Kirchen lange bekämpften Menschenrechte nun plötzlich aus dem christlichen Menschenbild erwachsen seien. Außerdem ist die Gesellschaft noch immer der Meinung, die Brandmarkung von Kindern anhand der Religion der Eltern und damit der erzwungenen Identifikation des Kindes mit der Religion sei akzeptabel. Noch immer sind Taufen, Beschneidungen und religiöse Indoktrinierung wie das Auswendiglernen von Koranversen von Kindern oder die Akzeptanz einer Darstellung von Bibel und Koran als „absolute Wahrheit“ Standard. Vielerorts wird von „christlichen Kindern“ und „muslimischen Kindern“ gesprochen, obwohl all diese wohl kaum alt genug für eine solche folgenschwere persönliche Entscheidung sind und wohl niemand im Gegenzug behaupten würde, es gäbe „christdemokratische Kinder“ oder „marxistische Kinder“ oder „nihilistische Kinder“. Auch heute noch gibt es obligatorischen Religionsunterricht für Kinder, in dem diese von den Kindern andersgläubiger Eltern getrennt werden und religiöse Behauptungen als Fakt dargestellt werden oder gar ganze konfessionelle Schulen. Die frühkindliche Identifikation behindert die Religionsfreiheit des Einzelnen, vor allem des Kindes, wandelt rationale Religionskritik zu einem Angriff auf die eigene Identität, und führt zu Isolation von religiösen Gruppen innerhalb von Gesellschaften und damit religiösen Konflikten.

    Je stärker wir also die deutschen Staatsbürger irgendeines Glaubens, beispielsweise des muslimischen, in einen jeweiligen großen Sack der jeweiligen Religion stecken und je mehr Diskriminierung aufgrund dieses Merkmals geschieht, desto stärker wird die Identifikation mit dieser Religion wachsen, desto stärker spalten wir unsere Gesellschaft in Religionsgruppen, desto stärker gefährden wir das Zusammenleben. Die Folgen sieht man bereits: In der regelmäßigen Umfrage von Deutschtürken schlug sich nieder, dass die Identifikation mit der islamischen Religion und den damit verbundenen bigotten Vorstellungen gestiegen sind. Gleichsam steigt der Anteil der Europäer, die glauben, dass es zu viele Muslime in Europa gibt und Angst vor einer „Islamisierung“ haben.

    Es spricht für sich, dass allein die Koexistenz von Religionen als progressive Forderung gilt, denn Religionen sind nicht kompromissbereit, sondern spalterisch. Die einzige Art und Weise, wie sie ihre Meme reproduzieren können, ist durch unfaire Taktiken, wie die aufgezwungene Weitergabe an nicht einwilligungsfähigen Kindern. Damit verhalten sie sich wie Viren, befallen die Schwachen und Ungebildeten. Und doch sehen wir sie gesellschaftlich nicht so.
    Warum denn eigentlich nicht?

    http://www.humanist-news.com/katholische-kinder-christlich-judische-werte-und-das-goldene-zeitalter-des-islam/

  2. Nur kurz: In diesem Beitrag wird m.E. einiges durcheinandergewürfelt und Wichtiges nicht berücksichtigt.
    Und es steht auch einfach Schmarrn drin – beispielsweise die Kritik der von der „aufgezwungene(n) Weitergabe an nicht einwilligungsfähige Kinder“ – Ja, du meine Güte, Kinder willigen zu gar nix ein, eben weil sie dazu nicht fähig sind, aber dennoch lernen sie das ABC, jedenfalls in Bayern, sie lernen lesen und schreiben und rechnen und all das, man schau an, ganz ohne deren Einwilligung. Ist normal so. Ist richtig so. Ist schon immer so und wird immer so sein. Schon deswegen, weil es nicht anders geht.
    Man kann Religionen sehr wohl kritisieren. Was der Verfasser aber übersieht, ist, daß die strukturelle Kritik der Vernunft an Religionen dort erst grundsätzlicher Natur wird, wo die kritisierte Religion eben nicht mehr nur Religion ist, sondern (weltliche) Weltanschauung zu werden sucht.
    Der Beitrag ist auch in anderer Weise scharf zurückzuweisen – etwa, wenn die jüdische Beschneidung mit dem Auswendiglernen des Korans bei den Muslimen parallel gesetzt wird.
    Mir ist dieser Haß auf Religionen an sich fremd. Wenn hier von „Brandmarkung“ von Kindern die Rede ist, dann stufe ich diesen Beitrag durchaus als hetzerisch ein.
    Sehr mißfällt mir, daß aufgrund der Tatsache, daß kein direkter Bezug zum Artikel stattfindet, die Vermutung naheliegt, daß es sich um einen Standardtext einer aggressiv-atheistischen Vereinigung handelt. Dieser Blog ist für Kommentare freigeschaltet – nicht als billige Plattform für Eigenwerbung. Ich habe diesen Artikel nun freigeschaltet, vor allem meiner Vorliebe für die freie Rede wegen. Ich nehme ihn aber zum Anlaß, demnächst die Hausregeln für Kommentare zu ändern.

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